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Filmkritik
Colleen Hoover, geboren 1979, zählt „mit zwanzig Romanen und Novellen zu den meistverkauften Autoren der New-York-Times-Bestsellerliste“. So steht es bei Wikipedia. Ihre Bücher zählen größtenteils zum Genre des „New Adult“, es geht also um junge Erwachsene und ihre Erfahrungen im Beruf und in der Partnerschaft. Hoover gibt ihren Leserinnen und Lesern das Gefühl, ihre Probleme zu verstehen. Sie finden sich vermeintlich in Hoovers Büchern wieder und glauben darum, ein exemplarisches Leben zu führen. Der schlichte Stil, der offensive Kitsch und die vielen Klischees stören da nicht weiter. Kriege und Krisen bleiben ausgespart, ein bisschen Herzschmerz und große Gefühle versöhnen mit dem mühsamen Alltag.
„Regretting You“, 2020 als „All das Ungesagte zwischen uns“ auf Deutsch erschienen, fügt diesem Themenkreis noch ein Problem hinzu, darauf deuten bereits die deutschen Buch- und Filmtitel hin: die Unfähigkeit, sich dem anderen zu öffnen und zu seinen Gefühlen zu stehen. Das Bedauern über verpasste Lebenschancen wird darüber hinaus mit einer Melancholie angereichert, in die sich das Publikum reuelos fallen lassen darf. Rosamunde Pilcher für die junge Generation, wenn man so will.
Tochter mit eigenem Kopf
Zu Beginn des Films erhält der Zuschauer Einblick in eine wohlhabende Mittelstandsfamilie. Morgan (Allison Williams) und Chris Grant (Scott Eastwood) haben früh geheiratet, Rückblenden in ihre College-Zeit zeigen, wie sie sich kennen lernten und verliebten. Jetzt haben sie eine 16-jährige Tochter, Clara (Mckenna Grace), die ihren eigenen Kopf hat und nicht so werden will wie ihre Mutter. In Gestalt des Nachbarsjungen Miller Adams (Mason Thames) lernt sie zudem die Liebe kennen. Doch plötzlich sterben Chris und Morgans Schwester Jenny bei einem Autounfall. Das ist auch für den Zuschauer ein Schock, zum einen, weil Scott Eastwood frühzeitig aus dem Film verschwindet, zum anderen, weil man nicht auf das Unglück vorbereitet wurde, die Regie findet nicht einmal Bilder dafür. Der Bruch innerhalb der Familie bleibt darum pure Behauptung.
Die überwältigende Trauer wirft Morgan und Clara aus der Bahn. Die Konflikte nehmen zu, zu viel bleibt unausgesprochen, Morgans Schuldgefühle zum Beispiel oder die Affäre zwischen Chris und Jenny. Da bietet sich Jonah Sullivan (Dave Franco), ein alter Freund der Familie, als Hilfe an. Der Zuschauer kennt ihn bereits, weil auch er in den Rückblenden zu Beginn des Films zu sehen war.
Das Festhalten an der Vergangenheit wirkt unvernünftig
Der kleine Hinweis darauf, dass das Leben auch anders hätte verlaufen können, wird hier in Gestalt von Jonah als großes Geheimnis verkauft, darunter machen es Hoover und der Film nicht. Die Reue, vielleicht vor Jahren eine falsche Entscheidung getroffen zu haben, verhandelt Regisseur Josh Boone in langen, banalen, schlecht geschriebenen Dialogen. Das Festhalten an der Vergangenheit wirkt dabei nicht nur unvernünftig, sondern auch vergeblich. Einmal behauptet Morgan sogar, dass sie alles noch einmal genauso machen würde wie damals.
Der Handlung entzieht sie damit die Grundlage, mühsam plätschert sie dahin und reiht dabei ein Klischee ans andere. Von Trauer und Verrat, von mangelnder Kommunikation bis zum Generationenkonflikt, vom Heranwachsen bis zur problematischen Beziehung zwischen Mutter und Tochter – oberflächlich handelt Boone, der mit „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ schon einen sehr viel besseren und anspruchsvolleren Film inszeniert hat, die Hooverschen Probleme ab und führt sie zu einem raschen Ende. Kein Tiefgang, kein Realismus und keine Emotionalität – der Banalität der Vorlage fügt der Regisseur nichts Entscheidendes hinzu.






