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Filmkritik
Innerhalb von 5000 Jahren ändert sich eine Menge. In der Urzeit war Kahndaq ein stolzes, aber geknechtetes Reich. Sein von Allmachtsfantasien zerfressener König wollte sich zum unbesiegbaren Herrscher krönen lassen. Dafür brauchte er eine Krone aus dem Kristall Eternium, das in den staubtrockenen Hügeln geschürft werden musste. Die Bevölkerung von Kahndaq war zwar leidensfähig, doch wenn die Freiheit schwindet, wächst der Widerstand. Ausgerechnet ein kleiner Junge weckte sein Volk auf. Doch der Anstoß kam zu spät, er Knabe zahlte mit seinem Leben. Als die grenzenlose Wut eines anderen Kahndaqers das Unheil doch noch verhinderte, wurde zwar Kopf und Krone des Herrschers getrennt, doch der Heroe zahlte dafür mit ewiger Verdammnis.
Fünf Jahrtausende später ist aus dem Königreich ein moderner Wüstenstaat geworden. Ein Moloch, in dem die Menschen immer noch unfrei sind. Fremde Truppen spielen sich als Weltpolizei auf und kasernieren die Bewohner. Als die Wissenschaftlerin Adrianna Tomaz (Sarah Shahi) in den Bergen den Aufbewahrungsort der Eternium-Krone entdeckt, will sie diesen geheimhalten. Doch der Anführer der finsteren Intergang, Ishmael Gregor (Marwan Kenzari), setzt alles daran, um in Besitz der Krone zu gelangen und nutzt die Gutgläubigkeit Ariannas schamlos aus. Im heiligen Berg kommt es zu einem Shootout, bei dem sich Adrianna an die alte Sage vom wütenden Heroen erinnert. Mit einer Beschwörungsformel erweckt sie den „Champion von Kahndaq“ (Dwayne Johnson) zum Leben – und entgeht mit ihrem Bruder Karim (Mohammed Amer) als einzige dem Gemetzel.
Vorgeplänkel fürs Kampfspektakel
In 5000 Jahren ändert sich eine Menge. Nicht nur, dass der einsame Rächer, der sich Teth-Adam nennt, in Kahndaq plötzlich Freunde findet; er wird auch mit Gegnern konfrontiert, die ihm fast ebenbürtig sind. In Adriannas halbwüchsigem Sohn Amon (Bodhi Sabongui) erwächst ihm ein glühender Verehrer – und in den Vertretern der „Justice Society of America“ zunächst erbitterte Feinde.
Das alles ist aber nur Vorgeplänkel, wie es in mythischen Superheldenfilmen gerne genutzt wird, um die Geschichte eines fremden Landes zu skizzieren, das fortan die Kulisse für ein großes Kampfspektakel abgeben soll. Gut gegen Böse ist dabei der Normalfall. Doch das reicht im Falle von „Black Adam“ nicht aus. Zumindest, wenn man in der USA sozialisiert wurde, wo es noch zum nationalen Selbstverständnis gehört, dass das Land als eine Art „Weltpolizist“ agiert.
In dem fiktiven nahöstlichen Land ruft die Geheimdienst-Chefin Amanda Waller (Viola Davis) in Zusammenarbeit mit der A.R.G.U.S. (Armed Revolutionaries Governing Under Secrecy) und dem FBI die „Justice Society of America“ auf den Plan, um den Superrebellen Teth-Adam zu eliminieren; der war ja nicht umsonst 5000 Jahre lang „neutralisiert“. Der Superheld Hawkman (Aldis Hodge) und sein väterlicher Freund Dr. Fate (Pierce Brosnan) sollen das richten. Dazu haben sich die beiden noch zwei Anfänger auserkoren: Cyclone (Quintessa Swindell), ein Computergenie, das Wind und Schall beherrscht, sowie Atom Smasher (Noah Centineo), dessen Superkräfte noch gewaltiger werden, wenn er auf Wolkenkratzergröße mutiert.
An den dunklen Rändern des DC-Universums
Der vermeintlich unkontrollierbare Bösewicht Teth-Adam kämpft also an der Seite seines freiheitsliebenden Volkes und einer attraktiven Wissenschaftlerin und ihres todesmutigen Sohnes gegen die Society? Verkehrte Welt. Bis in „Black Adam“ klar ist, wer hier wirklich eindeutig Sympathieträger ist und wer nicht, geht jede Menge Großstadt zu Bruch und sterben viele Menschen. Das ist für Blockbuster-Unterhaltung à la Hollywood eher ungewöhnlich und verortet „Black Adam“ an den dunklen Rändern des DC-Universums, in dem normalerweise Batman und Superman für Recht und Ordnung sorgen.
Die Metzeleien in „Black Adam“ wäre bei der Marvel-Konkurrenz eher mit „Deadpool“ vergleichbar, mit dem Unterschied allerdings, dass sich die von Ryan Reynold verkörperte Hauptfigur dezidiert an Erwachsene richtet, während Dwayne Johnson alias Teth-Adam nicht zuletzt wegen seiner Wrestling-Vergangenheit an ein (vorwiegend männliches) Publikum ab 12 Jahre andockt.
Hawkman: „Helden töten keine Menschen!“ Teth-Adam: „Ich schon!“ Das muss man als Prämisse schlucken, wenn ein Mensch für eine Pointe hunderte Meter durch die Luft fliegt und an einem Felsvorsprung dumpf aufschlägt. Aber da Teth-Adam ja eigentlich für eine gute Sache kämpft und wie sein Marvel-Kollege Hulk seine unbändige Wut nicht immer unter Kontrolle hat, muss man wohl Nachsicht walten lassen. Immerhin steht auch das Leben von Adrianna und Amon auf dem Spiel, die zu einer Ersatzfamilie für Teth-Adam werden. Außerdem gibt es ja auch noch die wirklich Bösen in Gestalt der terroristischen Intergang, die die Krone für sich und damit die Allmacht über Kahndaq und wohl auch über den Rest der Welt haben wollen. Da kämpft es sich dann doch wieder einträchtig zusammen: Teth-Adam, die Society und das Volk. Gut gegen Böse. Wenn es denn nur so einfach wäre.
„Black“ ist nicht nur die Haut
„Black Adam“ ist eine Oneman-Show. Da können Aldis Hodge und Pierce Brosnan noch so intensiv das ironisch frotzelnde und auf tragische Weise verbundene Superhelden-Duo mimen und Quintessa Swindell und Noah Centineo zu neuen Darlings am DC-Himmel avancieren. Hier spielt nur Dwayne Johnson als Superheld, der auch mal anpackt, eine Rolle. Er ist damit in Zeiten des echten Ukraine-Krieges genau der richtige Held. Die Botschaft von „Black Adam“, die hier halb spaßig, halb ernst transportiert wird, ist eindeutig: Wir brauchen keine Superhelden, die „politisch korrekt“ die Welt retten; wir brauchen Superhelden, die den Feind vernichten. Hawkman und Dr. Fate waren gestern. Black Adam ist der Geist der Gegenwart! Wobei mit „Black“ nicht nur die Hautfarbe gemeint ist. Dieser Botschaft sollte man sich bewusst sein, wenn man sich mit seinen Kindern auf diesen „Kinospaß“ einlässt.