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Cartouche, der Bandit

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Frankreich, im 18. Jahrhundert. Louis-Dominique Bourguignon arbeitet für Malichot, den Anführer einer Räuberbande. Weil er aber mit dessen ethischen Grundsätzen nicht einverstanden ist, bildet er eine eigene Bande. Unter dem Namen Cartouche beraubt er von nun an den Adel, um das Geld an die Armen zu verteilen. Durch seine Taten gewinnt er zahlreiche Sympathisanten, macht sich aber auch Feinde: Malichot und die Polizei wollen ihm an den Kragen. Cartouche gelingt es immer wieder, sich aus ihren Fängen zu befreien - doch schließlich wird ihm die Liebe zu einer Frau zum Verhängnis.

Leider gibt es keine Kinos.

Wer von Philippe de Broca ("Liebesspiele", "Wo bleibt da die Moral, mein Herr?") einen Abenteuerfilm der "Neuen Welle" erwartet, wird enttäuscht sein. Wer jedoch ein vitales Robin-Hood-Märchen sehen möchte, der wird auf seine Kosten kommen. Cartouche ist ein besonders dreister und draufgängerischer Taschendieb im Frankreich irgendeines Ludwigs. Mit nicht unbeträchtlichem Geschick macht er sich zum Anführer der "Unterwelt", um seinen Idealen zum Sieg zu verhelfen. Die heißen: Nehmt den Reichen und gebt den Armen! Auf seine Art ist er gerecht und wird deshalb nicht nur von einer beziehungsvoll Venus geheißenen Zigeunerin, sondern auch vom Volk geliebt. Dem tölpeligen Sergeanten, der auf seiner Spur hetzt, fügt er ebenso viele Schlappen zu wie dem Polizeipräfekten. Das Unglück kommt mit der Liebe. Da wird er unvorsichtig. Zwar kann man ihm selbst nichts anhaben, doch seine kleine Venus wird erschossen. Cartouche überhäuft sie zum letzten Mal mit Juwelen und schwört den bösen Feinden bittere Rache. Der Weg für eine Fortsetzung "Cartouche, der Rächer" scheint geebnet. - Von "neuen Wellen" ist der Film, wie gesagt, nahezu unberührt. Er schielt ein bißchen zu Dickens` Ganovenromantik, zum heiteren Feuer der "Drei Musketiere" und zum Feld-Wald-und-Wiesen-Halali Robin Hoods und seiner Gesellen. Von jedem etwas; dazu ein wenig Sex in fotogenen Lumpen, Schönheit in noch fotogeneren Gewändern und Kitsch in allerfotogenster Beleuchtung. Apropos Kitsch: de Broca war stets der Kitschspezialist der "Neuen Welle". Hier konnte er sich endlich ungehemmt austoben. Welchen Spaß mag er an der Ausstaffierung der Räuberhöhle gehabt haben! Man akzeptiert sie gern als Kitsch mit Ironie. Mit wieviel Ernst aber war er wohl bei der Drapierung der hübschen Schlußleiche und ihrer feierlich zelebrierten Bestattung dabei! Man delektiert sich an den schönsten Fotos des Films und schüttelt den Kopf über soviel Seelenkrampf. Da man vorher reichlich entschädigt worden ist, nimmt man den Ausrutscher nicht so tragisch. Im Gedächtnis bleibt ein ungewöhnlich flotter, turbulenter, überwiegend sympathischer Rauf- und Degenfilm, der - trotz Längen und Wiederholungen - zu den besten seiner Art gehört. Auch Jugendliche werden das übermütig verkehrte Ordnungsbild des Films gewiß nicht ernst nehmen.

Veröffentlicht auf filmdienst.deCartouche, der BanditVon: Ev. (24.9.2025)
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