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Das Schweigen der Lämmer

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Die FBI-Akademie-Schülerin Clarice Starling bekommt eine schwierige Arbeit auferlegt. Sie soll im Hochsicherheitsgefängnis den geistig gestörten Mörder und ehemaligen Psychiater Dr. Hannibal Lecter überreden, ein Psychogramm vom brutalen Massenmörder Buffalo Bill zu erstellen. Mit dieser Hilfe hofft das FBI, den Mörder aufspüren zu können. Was Starling jedoch nicht wissen konnte: Hannibal Lecter möchte aus dieser Zusammenarbeit einen eigenen Nutzen ziehen.
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Dr. Hannibal "The Cannibal" Lector, der unmenschliche Psychiater aus Thomas Harris` Romanen, begegnet dem Zuschauer nicht zum ersten Mal auf der Leinwand. Brian Cox porträtierte ihn bereits in Michael Manns Verfilmung des Harris-Romans "Red Dragon". An dem Film, in Deutschland sowohl unter seinem Originaltitel "Manhunter" (auf Video) als auch unter "Blutmond" (im Kino) erschienen (fd 26032), schieden sich die Geister. Ähnlich, ist vorstellbar, könnte auch "Das Schweigen der Lämmer" auf eine sehr gespaltene Rezeption stoßen, denn Regisseur Jonathan Demme entwirft ein in weitaus extremere Bereiche vordringendes Porträt des Monster-Psychiaters. Und Anthony Hopkins bringt durch sein intellektuell unterkühltes Spiel die Diabolik der Persönlichkeit erst vollends zum Durchbruch. "Das Schweigen der Lämmer" ist kein Stoff für zarte Seelen. Nicht nur, daß der vom FBI gejagte Frauenmörder seine Opfer zu häuten pflegt und daß der unter strengster Bewachung eingekerkerte Lector die von ihm Ermordeten sogar verspeiste, nein, all dies ist nur die verstörende Oberfläche eines Dramas, in dem das vielzitierte Abgründige im Menschen wie mit dem Seziermesser freigelegt wird. Die Story von der noch im letzten Ausbildungsjahr befindlichen FBI-Anwärterin, die auf den analytischen Verstand des soziopathischen Seelenarztes angesetzt wird, um jenen stets spurlos verschwindenden Frauenmörder ausfindig zu machen, ist bloß das äußerlich beunruhigende Handlungsgerüst. Der eigentliche Horror tritt gleichsam zwischen den Zeilen zutage, im langsamen Einschleichen des ebenso brillanten wie erschreckenden Psychiater-Gehirns ins Unterbewußte der Existenz dieser klugen, aber auch schutzlosen FBI-Schülerin. Lector versteht es, sein Wissen häppchenweise zu verkaufen. Er verlangt genau die Gegenleistung, vor der ihre Vorgesetzten die auf Lector angesetzte Ciarice so eindringlich gewarnt haben. Stück um Stück bricht er die Angstvorstellungen einer bereits halbverschütteten Vergangenheit aus ihr heraus. Mit Lectors Hilfe gelingt es Ciarice, den "Buffalo Bill" genannten Mörder zu finden und sein letztes Opfer, die Tochter einer einflußreichen Senatorin, zu befreien. Doch die Bestätigung, die sie sich dadurch verschafft, vermag sie zwar von ihrem Kindheitsalbtraum zu befreien, doch nur, um in Zukunft unter dem noch größeren Albdruck zu leben, daß irgendwo, inzwischen durch neue Gewaltakte der Haft entflohen, ein menschlicher Teufel lebt, dessen psychischer Gegenwärtigkeit sie nicht entkommen kann. Jonathan Demme inszeniert diesen Stoff nicht als effektversessenes Schauerstück. Selbst die drastischen Bilder vom Unwesen des Massenmörders, der Anblick scheußlich verunstalteter Körper und die gefühllose Brutalität, mit der Lector seine Wärter umbringt, haben etwas von klinischer Nüchternheit an sich, dienen weniger der Auslösung schaurig-schöner Kinoschocks als vielmehr einer Aura unmenschlicher Kälte, in der dieses kleine resolute Geschöpf, das aus freiem Willen, aber getrieben von uneingestandenen Ängsten den Kampf gegen das übermächtige Böse aufnimmt, nahezu mit Sicherheit umkommen muß. Obwohl in seiner mephistophelischen Pose den Brennpunkt der Aufmerksamkeit geradezu beanspruchend, ist in Demmes Inszenierung doch nicht Lector die Zentralfigur des Films, sondern eben jenes mutig über sich selbst hinauswachsende Mädchen, das so rührend in seiner Verletzbarkeit, aber auch so achtunggebietend in seiner Tapferkeit sein kann. Schaut man noch einmal zurück auf Demmes frühere Filme, auf "Melvin und Howard", "Gefährliche Freundin" und "Die Mafiosi-Braut", so stellt man fest, daß sie eines gemeinsam haben: es sind alles Filme über willensstarke, freiheitsliebende Frauen. "Ich hatte nur drei Seiten über Ciarice gelesen, und ich wußte, daß ich diesen Film machen wollte", sagt Demme in einem Interview. "Ich liebe Frauengeschichten. Weil Frauen meine Helden sind." Auch in seiner Machart ist "Das Schweigen der Lämmer" ein Frauenfilm. Nicht nur wird Ciarice gleich von Beginn an mit mehr Persönlichkeitsmerkmalen versehen als alle anderen Figuren des Films (einschließlich Lector), sie beherrscht auch das Bild in einer Weise, die selbst weniger filmgewohnten Zuschauern als ungewöhnlich auffallen muß. Demme entwickelt eine Aufnahmetechnik, die ganz auf die Figur der Ciarice zentriert ist, die sie als Person stets im Mittelpunkt des Interesses hält und die ihr Gesicht dem Publikum so nahe bringt, daß es selbst noch gegenwärtig ist, wenn man nicht sie, sondern ihr Gegenüber sieht. Die Gespräche mit Lector sind nicht deshalb so beängstigend, weil Lector eine so monströse Persönlichkeit ist, sondern weil der Zuschauer diese Monstrosität gleichsam mit Ciarices Augen sieht. Ähnlich funktioniert der ganze Film. Die Schauspielerführung, die extreme Verkürzung optischer Perspektiven, in der sich Räume und Dinge stets auf Ciarices Person zu beziehen scheinen, die prononcierte Männerwelt, in der Ciarice sich bewähren und durchsetzen muß, aber auch die frauliche Wärme, die in Jodie Fosters faszinierender Darstellung stets spürbar ist, sie alle lassen die Handlung einzig und allein aus der Perspektive dieser Frau funktionieren, die der überlebensgroßen Aufgabe kaum gewachsen ist. So erstaunlich das bei der Lektüre der über die Grenzen zur Unmenschlichkeit weit hinausgehenden Schreckensgeschichte anmuten mag, hat doch Jonathan Demme aus dieser albtraumhaften Begegnung mit dem personifizierten bösen Intellekt einen Film voller Bewunderung für den Mut und die Stärke einer Frau gemacht, die sich in einer extremistischen Männerwelt behaupten muß.

Veröffentlicht auf filmdienst.deDas Schweigen der LämmerVon: Franz Everschor (25.9.2025)
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