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Der Mann, der immer kleiner wurde – Die unglaubliche Geschichte des Mr. C

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Pauls (Jean Dujardin) Leben spielt sich zwischen dem Schiffbau-Geschäft und seinem schönen Haus am Meer mit Frau (Marie-Josée Croze) und Tochter (Daphné Richard) ab. Als er eines Tages auf hoher See in ein merkwürdiges Wetterphänomen gerät, beginnt er unaufhaltsam zu schrumpfen, ohne dass die Ärzte es erklären könnten oder ein Gegenmittel hätten. Seine vertraute Umgebung verwandelt sich plötzlich in eine feindliche Welt, in der Begegnungen mit Katzen, Mausefallen und Spinnen zu einer Frage von Leben und Tod werden und er um sein Überleben kämpfen muss.

Leider gibt es keine Kinos.

Zu den schönsten Kindheits- und Jugenderinnerungen älterer Cineasten gehört zweifelsohne Jack Arnolds Science-Fiction-Film „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.“ aus dem Jahr 1957, auch bekannt unter seinem Originaltitel „The Incredible Shrinking Man“. Ein Mann wird immer kleiner, ohne dass man wüsste, warum. Das Unerklärliche dieses Vorgangs und das nun folgende Abenteuer, von der Flucht vor der Hauskatze bis zum Kampf gegen eine Spinne, machten diesen Film auch für junge Zuschauer so unterhaltsam wie faszinierend. Während die Monster des Horrorfilms in den 1950er-Jahren immer größer wurden, beschritt Arnold den umgekehrten Weg. Dass es dem Regisseur auch um die Paranoia in den USA während des Kalten Krieges ging, um einen Protagonisten, dessen Ehe, Wohlstand und Berufsleben buchstäblich kollabieren, erfuhr man erst später.

Nun gibt es ein französisches Remake von Arnolds Klassiker, in Farbe und in Breitwand, inszeniert von dem Niederländer Jan Kounen, der als Regisseur von „Dobermann“ (1997) und „Blueberry und der Fluch der Dämonen“ (2004) bekannt geworden ist. Kounen hält sich eng ans Original von Jack Arnold und damit auch an den Roman und das Drehbuch von Richard Matheson. Matheson ist der Film zusammen mit Jack Arnold und Jules Verne auch gewidmet; von ihm stammt auch das Zitat, das der Handlung vorangestellt ist: Nicht alles im Universum ist erklärbar.

Die Hemdsärmel plötzlich zu lang

Dann sieht man, wie Jean Dujardin als Paul vor der französischen Küste wie ein Langstreckenschwimmer durch den Ozean krault. Irritiert beobachtet er, wie sich plötzlich eine Wolkenbahn öffnet und wie ein Kreisel dreht, während im Wasser Luftblasen aufsteigen. Von der atomaren Wolke im Original, die alles erklären könnte, ist das Remake aber weit entfernt.

Paul ist ein Bootsbauer. Mit Frau und Tochter wohnt er in einer lichtdurchfluteten Villa an der Atlantikküste. Als er sich an diesem Morgen anzieht, bemerkt er, dass seine Hemdsärmel zu lang sind. Achselzuckend versucht er, das Phänomen zu ignorieren, doch als sich Tage später sein Ehering beim Duschen einfach vom Finger löst und auf den Boden fällt, geht er zum Arzt. Computertomographie und andere Hilfsmittel der modernen Medizin ergeben aber keine beunruhigenden Befunde; Paul ist kerngesund. Doch die Zahlen sprechen für sich: Er ist von 1,80 Meter auf 1,64 Meter geschrumpft und hat 13 Kilo verloren. Paul wird immer kleiner. Beim Sitzen baumeln seine Beine wie bei einem Kind vom Sessel. Später zieht er ins Puppenhaus seiner Tochter, damit ihn die Hauskatze nicht fängt. Als ihn dann aber ein Windstoß packt, landet Paul durch eine Wandlücke im Keller, wo ganz andere Gefahren lauern. Etwa eine Spinne, deren Leben Paul zu Beginn des Films ironischerweise noch verschont hatte, weil – so hat er es seiner ängstlichen Tochter erklärt – sie doch nützlich sei.

Mit der Nähnadel gegen die Spinne

Kounen hat das Remake nicht als Horrorfilm angelegt; vielmehr ist es ein Drama, in dem der Protagonist zunächst mit der Krise im Bootsbau umgehen muss, um dann zu erleben, dass ihm durch die schwindende Körpergröße seine Familie entgleitet. Die helle Welt des Anfangs wird immer dunkler und beängstigender. Je mehr Paul schrumpft, umso größer erscheint ihm alles; die Verhältnisse kehren sich um, Dinge des Alltags (vom Streichholz bis zur Treppenstufe) werden zum Maßstab, wie sehr Paul sich verändert. Kounen macht das mit perfekter Tricktechnik sichtbar. Einmal hebt ihn seine Frau auf der Hand ins Ehebett; beim Gespräch mit seiner Tochter muss er sich aufgrund der Lautstärke ihrer Stimme die Ohren zuhalten. Im Keller ist er plötzlich auf sich gestellt. Keiner sieht ihn mehr, Paul bleibt allein zurück.

Natürlich gibt es die Schreckmomente, die auch im Original für Spannung sorgen: eine fauchende Katze, die gefährliche Mausefalle, in der ein leckerer Käse klemmt, die übergroße Spinne, gegen die sich Paul mit einer Nähnadel zur Wehr setzt, die er wie ein Schwert führt. Doch das eigentliche Drama dieses Films ist, wie ein Mann sich immer minderwertiger fühlt und langsam seine Identität verliert. Jean Dujardin verdeutlicht das eindrucksvoll; sein Schicksal nimmt er mit gelassener Melancholie auf sich. Am Schluss ist Paul der einsamste Mann, den man sich vorstellen kann.

Veröffentlicht auf filmdienst.deDer Mann, der immer kleiner wurde – Die unglaubliche Geschichte des Mr. CVon: Michael Ranze (28.10.2025)
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