









- Veröffentlichung03.09.1981
- RegieJohn Carpenter
- ProduktionVereinigte Staaten (1981)
- Dauer99 Minuten
- GenreScience FictionAction
- AltersfreigabeFSK 16
- TMDb Rating7/10 (3355) Stimmen
Cast
Vorstellungen


Filmkritik
John Carpenters neuer Film ist eine bittere, mitunter höchst ironische, aber keineswegs spekulative Vision von der Zukunft New Yorks. Wenn die Zuwachsrate der Verbrechen anhält wie bisher, so folgert er ganz logisch, dann wird eines Tages nichts anderes mehr übrigbleiben, als ganz Manhattan zum Gefängnis zu machen - zum 1988 einzig ausbruchssicheren in den USA, wie es im Vorspann heißt. Bewacht wird es nur von außen, die Brücken zu dieser Insel sind gesprengt oder vermint, und wer einmal da drinnen ist, kommt nie wieder raus.
Die Story selbst spielt 1997; in Gang kommt sie durch einen Gegenstand, der im Grunde nicht mehr bedeutet als Hitchcocks berühmter MacGuffin - das auslösende Moment einer Geschichte. Der Präsident der USA ist nach einem Flugzeugabsturz über Manhattan in der Hand von Verbrechern, und mit ihm eine Tonbandkassette, die allein noch den Atomkrieg verhindern könnte. Die Staatsorgane haben nur eine einzige Möglichkeit oder Macht: einen einzelnen zu zwingen, den Präsidenten und das Tonband aus dieser Hölle zu holen. Snake, prominenter Ex-Soldat und Gangster, wird mit einer per Injektion verabreichten Zeitbombe dazu erpreßt; kehrt er nach 24 Stunden nicht erfolgreich zurück, ist er ein toter Mann. Was Carpenter nun an apokalyptischen Bildern der Nachtwelt von Manhattan vorführt, existiert im Keim längst auch in der Realität - man braucht sich dazu nur die Szenen in den Seitenstraßen der Bowerie oder an der South Bronx anzusehen. Snake kämpft sich durch diese Hölle, begegnet der Gewalt mit Gewalt und würde doch nicht überleben, wenn ihm nicht einige Leute - einer davon sogar ganz uneigennützig - helfen würden. Dies bewahrt den Film auch vor jeder fatalen Heroen- und Rächer-Ideologie. In den Straßen scheint die Menschheit sich hinters Mittelalter zurückentwickelt zu haben: Snake erlebt im Auto eine Spießrutenfahrt über den nächtlichen Broadway, der von brennendem Müll erhellt wird; später muß er in einem Gladiatorenkampf mit einer Nagelkeule gegen einen Riesen antreten; am Ende fährt er über eine verminte Brücke (auch dies kein erfundenes Bild, sondern ein höchst aktuelles) und verliert seine Gefährten. Zynisches Ende: Auch der Präsident, der in der Not nur ein jämmerliches Bündel der Angst war, gewinnt unverzüglich seine Eitelkeit wieder, riskiert das Leben seines Retters, um selbst an Manhattans finsterem Regenten Rache zu nehmen und muß sich um die menschheitsrettende Kassette geprellt sehen.
Carpenter bricht diese düstere Story immer wieder mit erleichternd ironischen Szenen und läßt trotz seiner souveränen Beherrschung filmischer Effekte dem Zuschauer noch Raum für eigene Phantasie: Was in den Tiefen der gespenstischen, nachtdunklen Bilder noch zu lauern scheint, ist mehr, als die Kamera jedem vor Augen hält. Die Typen, die dieses wahnwitzige System von Gewalt, Angst und Einsamkeit bevölkern, könnten zum Teil aus den apokalyptischen Bildern eines Hieronymus Bosch kommen. Und gleichzeitig ist das alles auch "nur" eine sarkastisch und konsequent gezeichnete Comic-Welt, eine triviale Geschichte, grell und laut - aber, und das macht sie unbequem, nachdenkenswert und nur begrenzt "bloß-konsumierbar", dieses Manhattan Carpenters bleibt auf beängstigende Weise jederzeit mühelos wiedererkennbar.


