Zum Hauptinhalt springen

DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG

Tickets
Szenebild von DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG 1
Szenebild von DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG 2
Szenebild von DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG 3
Szenebild von DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG 4
Szenebild von DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG 5
Szenebild von DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG 6
Szenebild von DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG 7
Szenebild von DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG 8
Szenebild von DRACULA - DIE AUFERSTEHUNG 9
Im 15. Jahrhundert wendet sich der transsilvanische Prinz Vlad II, Graf von Drācul (Caleb Landry Jones), nach dem grausamen Verlust seiner angebeteten Frau Elisabeta (Zoë Bleu), voller Zorn von der Kirche ab. In seiner unbändigen Trauer tötet er einen Priester, verflucht Gott – und wird zum ewigen Leben verdammt. Er wird zu Dracula. Als bluttrinkender Vampir muss er fortan durch die Jahrhunderte irren. Dracula ist von der finsteren Hoffnung besessen, irgendwann mit seiner großen Liebe wiedervereint zu sein. 400 Jahre später scheint er sie in Paris gefunden zu haben, in Gestalt der verführerischen Mina (Zoë Bleu).
  • Veröffentlichung01.01.2025
  • Luc Besson
  • Frankreich (2025)
  • 129 Minuten
  • FantasyHorrorLovestory
  • FSK 12
  • 6.2/10 (1899) Stimmen
Colosseum Center Kempten
Königstraße 3
87435 Kempten
Cinemoon Pforzheim
Zerrennerstraße 35
75172 Pforzheim
Regina-Palast Leipzig
Dresdner Straße 56
04317 Leipzig
Passage Kinos Leipzig
Hainstraße 19a
04109 Leipzig
Kino Castello Gröditz
Am Castello 3
01609 Gröditz bei Riesa
Kino Movieland Erkner
Friedrichstraße 58
15537 Erkner
Burg Theater Burg
Magdeburger Straße 4
39288 Burg bei Magdeburg
Kino Passage Erlenbach
Bahnstraße 37
63906 Erlenbach am Main

Die Puppen tanzen für den Prinzen der Walachei. In allen Ballsälen Europas scharen sich die Damen um den Mann, der sich Vlad II. nennt, den der Rest der Welt aber meist Dracula (Caleb Landry Jones) nennt. Zum Schnipsen seiner Finger kreisen die in quasi unendliche Farb- und Stoffvielfalt gehüllten Damen in atemberaubenden Choreographien um den Mann, der seit Jahrhunderten durch Europa zieht. Er aber sucht nur eine Frau. Das Aphrodisiakum, das er aufträgt, ist seine über die Jahrhunderte entwickelte Methode, möglichst effizient die Frauenwelt Europas zu durchforsten, um die Reinkarnation seiner geliebten Frau Elisabeta (Zoë Bleu) zu finden, die er kurz nach der Heirat verlor.

Es geht also um die Liebe. Wiederauferstehung, aristokratischer Blutdurst und der ewige Schlaf sind, wie Bram Stokers Romanvorlage selbst, Nebensache für Filmemacher Luc Besson. Sein Dracula, im englischen deutlich treffender als „A Love Tale“ untertitelt, ist weniger Neuverfilmung als ultraopulenter und monomanischer Remix, dessen deutlichster Einfluss eben nicht die zahlreichen „Nosferatu“-Verfilmungen sind, sondern Francis Ford Coppolas „Dracula“ (1992). So beginnt die Geschichte im Ehebett des noch jungen Prinzen. Seine Feldherren donnern verzweifelt an die Schlafzimmertür, während Elisabeta und der Prinz ihre Flitterwochen ausleben. Eine schier endlose Montage lässt sie einander durch die Laken jagen, setzt sie nackt an die Tafel, lässt sie das dort servierte Essen gegenseitig von den Körpern essen, sich wieder und wieder lieben, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Einander noch nackt umklammernd, stemmt sich das Paar gegen die Tür, an die der Krieg klopft.

Mit dem Fluch der Unsterblichkeit

Ewig aber lässt sich dieser Krieg nicht aussperren. Dem noch nackten Prinzen wird bald die Rüstung angelegt, er selbst von den Lippen der Angebeteten weggezerrt. Vlad der Liebhaber wird Vlad der Kriegsherr. Der oberste Geistliche schwört ihn und seine Generäle auf den Kampf gegen die gottlosen (und vom Film fahrig via Ethnoklischee als muslimisch identifizierten) Invasoren ein. Der Prinz hat es nicht so mit Gott, aber wenn er schon für ihn Krieg führen muss, verlangt er, dass besagter Gott in dieser Zeit wenigstens seine Braut beschütze. Draculas Heer siegt. Elisabeta stirbt. Der Geistliche kann nur Worte des Trosts sprechen, Elisabeta sei eine reine Seele, Gott werde sich ihrer annehmen. Vlad wird ihn noch in der Kapelle mit seinem Bischofstab pfählen. Es ist seine Nachricht an Gott: Sein Leben gehöre nicht mehr ihm. Vlad der Liebhaber wird Dracula das Monster. Mit dem Fluch der Unsterblichkeit wandelt der Graf durch die Jahrhunderte, für immer auf der Suche nach seiner Elisabeta, in der Hoffnung, dass sie, die reinste aller Seelen, eines Tages wiedergeboren werde.

400 Jahre später ist der Graf noch immer erfolglos. Ein Mann aber ist ihm nun auf den Fersen: Ein namenloser Priester (Christoph Waltz), der im Auftrag des Vatikans in Paris aufkreuzt, um den seltsamen Fall der jungen Maria (Matilda De Angelis) zu untersuchen. Die junge Frau habe einen Durst auf Blut entwickelt, fast noch absonderlicher erscheint dem berichtenden Arzt aber ihr plötzlicher sexueller Appetit. Der Mann aus dem Vatikan kennt die Diagnose bereits und zeigt weder Angst vor Maria noch vor ihren Gelüsten. Appetit sei schließlich in der Regel ein Anzeichen guter Gesundheit und der eigentliche Übeltäter sei der Mann, der Maria mit der Vampirismus genannten Krankheit infiziert habe. Der Priester ist der Mann, der Draculas Bild von Gott zurechtrücken soll, zur Not mit dem eigens dafür geschmiedeten Pflock, zugleich ist er der progressivste Mann, der in Paris zu Zeiten der Aufklärung unterwegs ist.

Ein völlig ehrfurchtsloses Feuerwerk

Dracula ist zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Schatten seiner selbst. Er hat die Pest wüten sehen, ist selbst wieder und wieder aus dem höchsten Turm seines Schlosses in den Tod gestürzt (und wieder erwacht), und sitzt nun ausgezehrt in seinen eigenen vier Wänden. Der Weg dorthin ist, wie überhaupt alles in Bessons Film, ein völlig ehrfurchtsloses Feuerwerk, das weder vor dem Allmächtigen noch sonst irgendetwas zurückschreckt. Jesusfiguren weinen Blut, ein Feld aus Fangeisen wird der Ort einer mittelalterlichen Verfolgungsjagd, untersetzte Wasserspeier gehen auf rumänische Uniformträger los – Bildgewalt in allen Farben und Formen. Selbst dort, wo der Graf Unterhaltungen führt, fallen Bessons Film immer neue boshafte Spielereien ein: die Flamme einer Kerze wird mit diabolischem Spieltrieb in die Höhe gezogen und eine Ratte für die spontane Kreation eines Cocktails in ein Weinglas ausgequetscht, während sich Vlad anhört, was Jonathan Harker (Ewens Abid), der schließlich doch noch in seinem Schloss aufkreuzt, zu erzählen hat.

Von Interesse ist Harker aber weder für den Grafen noch den Film. Allein die Verlobte Mina (ebenfalls gespielt von Zoë Bleu), die das exakte Ebenbild von Draculas Elisabeta ist, interessiert Dracula, holt ihn aus seinem katatonischen Totenschlaf. Der Film rauscht an Stokers Hauptfigur vorbei, greift auf irrsinnigste Art nach neuem Leben, lässt es Dracula in einem Kloster finden, dessen Nonnen sich bald um den Grafen scharen, um ihn, gänzlich von seinem Aphrodisiakum gebannt, auf den Händen zu tragen. Caleb Landry Jones orchestriert mit breitem Akzent und stechenden Augen den Wahnsinn, bis sich alle, er, die libidinösen Nonnen und der Film selbst, zu überheben scheinen, gänzlich den Halt verlieren, den die lange Traditionslinie des berühmten Vampirs bieten sollte. Sie drohen mit dem ekstatischen Camp zusammenzufallen, den Besson hier inszeniert, finden aber letztlich doch Halt in den Kräften, die alles verschlingen und doch alles zusammenhalten: Liebe und Wahn.

Veröffentlicht auf filmdienst.deDRACULA - DIE AUFERSTEHUNGVon: Karsten Munt (24.10.2025)
Über filmdienst.de Filmdienst.de, seit 1947 aktiv, bietet Filmkritiken, Hintergrundartikel und ein Filmlexikon zu neuen Kinofilmen aber auch Heimkino und Filmkultur. Ursprünglich eine Zeitschrift, ist es seit 2018 digital und wird von der Katholischen Filmkommission für Deutschland betrieben. filmdienst.de