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Filmkritik
Sergio Leone, in Italien auch unter dem Pseudonym Bob Robertson bekannt geworden, bezeugt mit diesem Film, daß er sich über Thriller-Effekte im Western fleißig Gedanken gemacht hat. Was er in dieser deutsch-spanisch-italienischen Gemeinschaftsproduktion an optischen Gags und dramaturgischen Tricks, an standardisierten Verhaltensweisen und auserlesenen Genre-Physiognomien zusammengetragen hat, sichert einen Konsum-Western par excellence, freilich noch lange keine geistige und künstlerische Erfüllung der heute so geschätzten Gattung. Ebenso geringe Eigenständigkeit, wie sie der Gestaltung eignet, kennzeichnet auch die Story vom einsamen Fremden, der in ein abgelegenes neu-mexikanisches Dorf kommt, das von zwei befehdeten Gangsterfamilien terrorisiert wird. Der schießfertige Fremde tut so, als wolle er an den unsauberen Geschäften beider Gruppen partizipieren, indem er eine gegen die andere ausspielt und sich von jeder reichlich bezahlen läßt; doch offenbart der Schluß, daß er "Ungerechtigkeit nicht ausstehen" kann und von Anfang an nichts anderes im Schilde führte, als den blutdurstigen Gaunern den Garaus zu machen. Es ist die handwerkliche Fertigkeit der Inszenierung, die dem Film ein reichliches Spannungssoll sichert. Die Kopie großer Vorbilder ist - was die emotionale Wirksamkeit angeht - beachtlich gelungen. Man könnte an Hand dieses Films geradezu eine Anthologie der Western-Gags verfassen: von der Atmosphäre der scheinbar toten Stadt über den Fuzzy-Humor (hier in Gestalt Josef Eggers als Sargtischler) bis zur Auseinandersetzung zwischen den Rivalen. Die südländische Abkunft läßt sich in der Akzentsetzung nicht verleugnen. Einerseits provozieren Kameraführung und Musik häufig ein dem Western unangemessenes Pathos, während andererseits Grausamkeiten bis hin zum Sadismus mit einer Genüßlichkeit ins Bild gebracht werden, die an amerikanischen Vorbildern selten zu beobachten war. Die steile Spannungskurve steht überdies nicht in Kontakt zu einer - wie auch immer gearteten - geistigen Fundierung des Stoffes. Der Kampf gegen das Unrecht wird durch die mangelnde psychologische Begründung wie durch die fragwürdige Sympathisierung mit den kaltherzigen Methoden des Helden seines ethischen Belanges entkleidet; eine Lokalisierung und Datierung der Handlung, die das Geschehen zumindest historisch glaubhaft hätte machen können und auf die amerikanische Western auch bei erfundenen Stoffen großen Wert legen, findet nicht statt. Nicht zuletzt dadurch erfährt hier der Typ eines durch und durch zwielichtigen Wildwest-Helden eine offenkundig mythische Überhöhung. Während der Western in seinen besten Beispielen stets zur Reflexion über die Verhaltensweisen der Hauptbeteiligten Anlaß gab, überspielt diese routinierte Western-Kopie jeden Ansatz zur Nachdenklichkeit durch drastische Aktion-Elemente und massive Gefühlsdrücker.
