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Filmkritik
Die Wirtshausbetreiberin Rosi (Ulla-Britta Baumer) aus dem oberpfälzischen Dorf Hundsling bricht mitten am Tag tot zusammen. Mit ihren roten Haaren liegt sie ausgestreckt da, neben ihr eine Papiertüte mit herausfallendem Gemüse. Für ihren Mann (Walter Schuster) ist der Fall eindeutig: Hinter Rosis Tod muss ihre Konkurrentin Peggy (Judith Riehl) stecken, die ihr mexikanisches Restaurant „Casa Toni“ erfolgreich als Eventgastronomie vermarktet. Die Polizistin vor Ort hört sich seinen Verdacht zwar an, wirklich nachzugehen scheint sie dem vermeintlichen Kriminalfall aber nicht.
Der Angriff der Meerschweinchen
Zur Beerdigung kehrt auch Tochter Magdalena (Christina Baumer) nach Hundsling zurück. Sie will die Gaststätte der Familie wieder zum Erfolg führen. Dafür schreckt sie auch vor Aktionen gegen die verfeindete Konkurrentin nicht zurück. Sie manipuliert das mexikanische Essen, was zu erwartbaren Konvulsionen führt. Doch nicht jede ihrer absurden Angriffe ergibt Sinn. So schleust sie Meerschweinchen in den Gastraum des Casa Toni, damit die Gäste diese für Ratten halten. Ob man das so verstehen soll, dass sie in der Oberpfalz noch nie Meerschweinchen gesehen haben?
Peggy verhält sich ihrerseits ebenfalls feindselig. Erst eine sich anbahnende Liaison zwischen Magdalena und Peggys Sohn Toni (Sandro Stocker) sorgt für eine Art oberpfälzisches Romeo-und-Julia-Flair. Mit der inneren Spannung des Shakespeare-Dramas kann es die Lokalkomödie dann aber doch nicht aufnehmen. Außenaufnahmen gibt es zudem nur gelegentlich; man könnte sich die Hundslinger Hochzeit durchaus auch als Theaterstück vorstellen.
Einige Elemente des Films – die nebensächliche Krimi-Fährte, das betont Lakonische, vermeintlich Urige der bayerischen Provinz – erinnern an die Knödelkrimi-Verfilmungen der Bücher von Rita Falk. In Hundsling kommt noch ein jenseitiges Element hinzu. Bei spiritistischen Sitzungen ihrer Freundin nimmt Magdalena Kontakt zu ihrer Mutter auf, die fortan aus ihrer Urne mit ihrer Tochter spricht.
Alle sind happy
Die Regisseurin Christina Baumer hat „Hundslinger Hochzeit“ selbst produziert und spielt als Magdalena persönlich die Tochter der verstorbenen Rosi. Als ein Freund aus Irland auftaucht, entwickelt sich zwischen ihm, Magdalena und Toni eine Dreierbeziehung, in der alle happy sind; Konflikte werden alle rasch gelöst oder kommen gar nicht erst auf. Die Schauspieler:innen hat Baumer aus bayerischen Serien wie „Die Rosenheim-Cops“ oder „Hubert und Staller“ gewonnen, die um lokale Darsteller ergänzt werden. Das Drehbuch basiert auf einer Kurzgeschichte von Baumers Mutter Ulla-Britta Baumer.
Die durchgängig augenzwinkernde Handlung lebt von Überzeichnung und dem Lokalkolorit. Die Einstellungen wirken hastig aneinandergereiht. Am Ende entwirren sich einige Geheimnisse, ohne dass sich alles erschließen würde. Die Menschen sprechen allesamt Dialekt; Ausländer scheint es nicht zu geben. Als Figur bleibt vor allem die umtriebige Bürgermeisterin (Edith Konrath) im Gedächtnis, die in ihrer Amtsführung von persönlicher Leidenschaft getrieben ist. Ein Happy End entlässt dann aus dieser homogenen Parallelwelt.
Ein unerforschtes Idiom
Insgesamt ist die „Hundslinger Hochzeit“ eher ein Film fürs lokale denn fürs überregionale Publikum. Der Film dürfte aber auch Sprachforschern reichlich Material bieten, gehört diese ungewöhnliche Mundart doch zu den eher unerforschten deutschen Idiomen.