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Jane Austen und das Chaos in meinem Leben

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Agathe (Camille Rutherford), jung, hübsch und hoffnungslos alleinstehend, arbeitet in einer Buchhandlung und hat eine Jane-Austen-Romanempfehlung für alle Lebensfragen. Wenn sie nicht gerade den Eroberungsgeschichten ihres besten Freundes Félix (Pablo Pauly) lauschen muss, träumt sie davon, selbst Schriftstellerin zu werden. Als Félix die ersten Kapitel ihres Romans bei einem Schreibwettbewerb einreicht und Agathe einen Aufenthalt in der "Jane Austen Writers' Residency" gewinnt, muss die unbeholfene Mittdreißigerin ihre Komfortzone verlassen. Auf dem lauschig-historischen Landsitz soll ihr Liebesroman zwischen Teekränzchen und intellektuell stimulierendem Austausch weiter Form annehmen. Doch nicht nur die spuckfreudigen Lamas im anliegenden Garten erweisen sich als Stimmungskiller. Der romantische Kuss, den Félix Agathe kurz vor ihrer Abreise aufgedrückt hat, sorgt für reichlich gefühlige Verwirrung und eine echte Schreibblockade. Zu allem Überfluss haust sie in der Schriftstellerresidenz Tür an Tür mit dem gutaussehenden, aber versnobten Oliver (Charlie Anson), seinerseits Ur-Ur-Ur-Ur-Neffe von Jane Austen und alles andere als ein Connaisseur von Herzschmerzliteratur. Die beiden können sich auf den Tod nicht ausstehen - und doch kreuzt das Schicksal ihre Wege immer wieder. Ehe Agathe sich versieht, steckt sie selbst mittendrin in einem modernen Jane-Austen-Roman - zwischen Stolz, Vorurteil und vielleicht doch der ganz großen Liebe.
  • Veröffentlichung16.10.2025
  • Laura Piani
  • Frankreich (2025)
  • 94 Minuten
  • KomödieRomanze
  • FSK 0
  • 6.5/10 (770) Stimmen
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Wer die Pariser Buchhandlung „Shakespeare and Company“ einmal so leer erleben möchte wie in „Jane Austen und das Chaos in meinem Leben“, muss dort wohl einen Film drehen wie den von Laura Piani. Der bildet die Dinge nicht so ab, wie sie äußerlich zu sein scheinen, sondern offenbart ihren innewohnenden Geist. Mit anderen Worten: keinen realistischen, sondern einen romantischen Film.

Eine literarische Fantasie

Für Agathe (Camille Rutherford), die charmant zwischen Selbstzweifeln und Selbstbewusstsein mäandrierende Protagonistin, die bei „Shakespeare and Company“ als Verkäuferin arbeitet, ist der Buchladen ein Sehnsuchtsort, den sie schon in der Eröffnungsszene träumerisch Bücher sortierend durchtänzelt. Damit ist der nostalgische Grundton des Films gesetzt. Es entsteht der Eindruck, dass Agathe, die von Online-Dates und One-Night-Stands nichts hält und von sich selbst sagt, sie sei im falschen Jahrhundert geboren, eigentlich in einem der von ihr innig geliebten Jane-Austen-Romane lebt. Ihr bester Freund Félix (Pablo Pauly), dem sie bei seinen mannigfaltigen Affären halb scherzhaft „Breadcrumbing“, also eine perfide Hinhaltetaktik, attestiert, rät ihr allerdings, nicht länger auf ihren Darcy zu warten.

Agathe vergleicht sich selbst zwar eher mit Anne Elliot als mit Elizabeth Bennet, weil sie wie Anne eine alte „verwelkte“ Jungfer sei, teilt mit beiden Romanheldinnen von Jane Austen jedoch das Schicksal, nicht so recht in ihre Zeit zu passen. Seit ihre Eltern bei einem Autounfall gestorben sind, fährt sie nur noch mit dem Fahrrad durch die Pariser Altstadt, die in den lichtdurchfluteten Aufnahmen von Pierre W. Mazoyer zauberhaft idyllisch erscheint. In dem kreativen Schreibkurs, den sie besucht, drängt die Lehrerin sie dazu, doch endlich mal etwas Neues zu versuchen, nicht immer nur die gleichen Liebesgeschichten. Als Félix jedoch eine dieser Geschichten liest, ist er derart begeistert, dass er sie heimlich bei einem Wettbewerb einreicht, durch den Agathe einen Aufenthalt in der Jane-Austen-Writers-Residency in Hampshire gewinnt.

Durcheinander auf Französisch

Félix bringt sie zur Fähre, und wie aus heiterem Himmel küssen sie sich leidenschaftlich zum Abschied. In England wird Agatha von Oliver (Charlie Anson), einem Ur-ur-ur-ur-Großneffen von Jane Austen, im Oldtimer abgeholt. Zur Begrüßung kotzt die seekranke Agathe ihm erst einmal auf die Schuhe. Dann hat das Auto eine Panne, und sie müssen darin übernachten. Oliver, Professor für neuere Literatur, hält Jane Austen für überschätzt, worauf Agathe entrüstet erklärt, dass vor Austen nur Männer über Frauen geschrieben hätten, die sie entweder als Heilige oder Monster darstellten. Seit Austen dürften Frauen endlich normale Menschen sein – sogar mit Humor.

Als Agathe am Telefon später auf Französisch über Oliver lästert und sich dann erst herausstellt, dass dieser fließend Französisch spricht, ist klar, wohin das zwischen den beiden führt. Als dann aber auch noch Félix in der Residency auftaucht, ist das titelgebende Chaos perfekt.

Im Original heißt der Film allerdings „Jane Austen a gâché ma vie“, Jane Austen hat mein Leben verpfuscht. Legt man den Satz Agathe in den Mund, kann er nur selbstironisch gemeint sein. Sie weiß Humor nicht nur bei Austens Frauenfiguren zu schätzen; er begleitet sie beständig durch ihren Alltag. Und obwohl sie in der Jane-Austen-Residenz vorübergehend tatsächlich in eine Romanwelt einzutauchen scheint, inklusive Kostümball, wirkt sie mit ihrer sanftmütig spöttischen Art und dem Hang für Fettnäpfchen eher wie Bridget Jones’ schlaksige französische Seelenschwester und weniger wie eine Austen-Figur.

Ein gewagter Mix

In leuchtenden Farben und märchenhaft zeitloser Atmosphäre bewegt sich der gesamte Film zwischen diesen beiden Polen: einer opulenten Jane-Austen-Verfilmung und einem neckischen Liebesfilm. Ein gewagter Mix, der in der leichthändigen Inszenierung von Drehbuchautorin und Regisseurin Laura Piani wunderbar aufgeht.

Veröffentlicht auf filmdienst.deJane Austen und das Chaos in meinem LebenVon: Stefan Volk (16.10.2025)
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