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Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien

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Peru in den 1930er Jahren: Während sich in Europa der Faschismus ausbreitet, verdient sich die junge Dresdnerin Maria Reiche (Devrim Lingnau Islamoğlu) als Mathematiklehrerin in der Hauptstadt Lima. Doch ihre wahre Berufung wartet weiter südlich der kosmopolitischen Metropole, in der Wüste von Nazca. Der französische Archäologe Paul (Guillaume Gallienne) überredet Maria, für ihn einige Schriftstücke zu übersetzen, von denen er sich Hinweise auf ein uraltes Kanalsystem in der Gegend erhofft. Stattdessen stoßen sie mitten in der staubigen Einsamkeit auf eines der größten Rätsel der Menschheitsgeschichte: gigantische, mit mathematischer Präzision in den Sand gescharrte Linien und Figuren, die Maria sofort in ihren Bann ziehen. Nahezu besessen davon, das Geheimnis der Geoglyphen zu ergründen, ist sie bereit, ihr bisheriges Leben, ihre Liebe und ihre Arbeit als Lehrerin hinter sich zu lassen. Allein auf sich gestellt widmet sich Maria fortan mit unerschütterlichem Einsatz der Erforschung und dem Erhalt der Nazca-Linien … auch gegen den Widerstand der Mächtigen Perus.
In MARIA REICHE: DAS GEHEIMNIS DER NAZCA-LINIEN zeichnet Autor und Regisseur Damien Dorsaz die außergewöhnliche Lebenslinie der Dresdnerin Maria Reiche, einer faszinierenden Persönlichkeit, die sich gegen widrigste Umstände im fernen Peru behauptete – und, wie viele andere Forscherinnen, heute beinahe vergessen ist.
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„Das ist die Verrückte, die immer die Wüste fegt.“ So bezeichnen die Einheimischen im südwestlichen Wüstenlandstrich der peruanischen Anden die Forscherin Maria Reiche (Devrim Lingnau). In den 1930er-Jahren war die aus Dresden stammende Frau nach Südamerika ausgewandert und hatte in Lima eine Anstellung als Mathematiklehrerin gefunden. Sie wohnte mit ihrer wohlhabenden Lebensgefährtin Amy (Olivia Ross) in deren Appartement im Zentrum von Lima.

Riesige, mysteriöse Linien

Amy ist eine lebenslustige Frau, die gerne mondäne Partys für die höhere Gesellschaft veranstaltet. Auf einem solchen Fest lernt Reiche den französischen Archäologen Paul D’Harcourt (Guillaume Gallienne) kennen. Der beauftragt sie, eine Übersetzung einer Schrift des deutschen Archäologen Max Uhle anzufertigen. Als sie ihn in seinem Büro am Rande der Wüste besucht, stoßen sie bei einem Ausflug auf riesige, mysteriöse Linien, die wie Sonnenstrahlen von einem Punkt ausgehen und augenscheinlich von einem indigenen Volk gemalt wurden. D’Harcourt tut sie als nebensächlich ab, doch Reiche lässt nicht locker. Sie schlägt in einem indigenen Dorf ihr Zelt auf und begibt sich Tag für Tag in die Wüste, um die Linien mit einem Besen freizukehren. Dabei legt sie immens große Scharrbilder von Tieren und monster- und menschenähnlichen Kreaturen frei, die an die Abbildung von Horoskopen erinnern und deren Linien alle miteinander verknüpft sind.

Nach einer Weile schwant dann auch D’Harcourt, dass hinter den Scharrbildern mehr stecken könnte. Doch ihre Freilegung ist bedroht. Der Großgrundbesitzer Montoya (Javier Valdés) lässt auf dem Gelände Plantagen errichten und hat bereits einige der Linien zerstört. Mit der Unterstützung eines US-amerikanischen Journalisten und anderer Helfer tragen die hartnäckige Frau und der pragmatischere Archäologe das Anliegen bis vors peruanische Parlament.

Kopfschütteln und spöttische Bemerkungen

Das Historiendrama von Damien Dorsaz schildert nach wahren Begebenheiten die an Besessenheit grenzende Mission von Maria Reiche (1903-1998), das Geheimnis der später als „Nazca-Linien“ bekannt gewordenen Riesenmalereien zu ergründen. Die Auswandererin wohnt am anderen Ende der Welt und hat ihr Leben komplett umgekrempelt. Doch im Unterschied zu Amy findet sie in der intellektuell-bourgeoisen Feierwelt keine Erfüllung. Erst durch D’Harcourt entdeckt sie ihre wahre Berufung, forscht und fördert die Abenteurerin in sich. Sowohl die Berufsarchäologen als auch die indigene Bevölkerung betrachten ihr Tun mit Kopfschütteln und spöttischen Bemerkungen. Doch zugleich imponiert ihnen die Zielstrebigkeit der jungen Frau.

In etlichen Einstellungen verfolgt der Film, wie Reiche in der glühenden Wüstensonne mit Fotoapparat, Kompass und Behelfsmarkierungen das Land vermisst und die Linien kartiert. Sie weiß, was sie tut, denn sie ist Mathematikerin. Verbissen arbeitet sie auf der rauen, steinigen Fläche und legt die Scharrbilder frei, die langsam Gestalt annehmen: ein Affe, eine Spinne, Kreise, eine menschenähnliche Figur mit vielen Fingern. Erst Panoramaaufnahmen offenbaren die Dimensionen der Linien der Nazca, eines Volkes, das laut Paul D’Harcourt eher aus Künstlern denn aus Kriegern bestand. Über 1500 sogenannte Geoglyphen existieren bis heute in der Region, ein einzigartiges archäologisches Erbe, das vor etwa 2000 Jahren von der Nazca-Kultur geschaffen wurde.

Inmitten von Sand und Geröll

Einige davon bekommt man im Film auch in natura zu sehen – es wurde an Originalschauplätzen in Peru gedreht; andere Linien wurden nachgestellt, um die Dreharbeiten zu erleichtern. Die Drehorte in Lima lassen die 1930er-Jahre aufscheinen, in denen soziale und kulturelle Unterschiede zwischen Stadt und Land besonders markant waren. Der städtische Trubel mit seiner fein gekleideten Gesellschaft steht im starken Kontrast zur Kargheit der Einöde. Dort macht sich Reiche von gesellschaftlichen Zwängen frei und findet ihre Erfüllung in einem Landstrich aus Sand und Geröll, der einen verborgenen Schatz birgt.

Dass deren indigene Urheber von den europäischen Einwanderern als eines solchen Wunderwerks nicht fähig betrachtet werden, deutet der Film durch die dünkelhaften Würdenträger an. In der buchstäblichen Pampa stößt Reiche mit ihrem Tun zunächst aber auch auf die Skepsis der Ureinwohner. Doch da sie sich für deren Kultur zu interessieren beginnt, erhält sie von einem Ehepaar auch in schweren Momenten Hilfe. Die Freilegung des wertvollen Kulturerbes der Nazca entdeckt man zeitgleich mit der beharrlichen Heldin, die als Frau und Ausländerin einen doppelt schweren Stand hat. Die Diskrepanz zwischen ihrem Fund und dessen Fehleinschätzung durch die Machthaber sorgt für beträchtliche Spannung; man bangt mit Reiche und bewundert die Leistung einer Frau, die in dem Schutz der Nazca-Linien ihr Lebenswerk findet. In D’Harcourt gewinnt sie einen Mitstreiter, der sich durch seine eigenen archäologischen Funde zwar durchaus selbst bereichert, mit seiner sachlicheren Herangehensweise die Freilegung der Nazca-Linien aber schließlich zum Erfolg führt.

Einblicke in die prä-koloniale Kultur

Die Inszenierung von Damien Dorsaz spitzt durch ihre verknappende Erzählweise die Ereignisse und die Chronologie mitunter stark zu und streift mit überdeutlicher Symbolik zuweilen auch den Kitsch, etwa wenn Reiche eine buchstäbliche Erleuchtung bezüglich der Linien überkommt. Dennoch ist „Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien“ ein unterhaltsamer, spannungsreicher Film: Er stellt eine anrührende, singuläre Protagonistin in den Mittelpunkt und gewährt einen seltenen Einblick in die prä-koloniale südamerikanische Kultur.

Veröffentlicht auf filmdienst.deMaria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-LinienVon: Kira Taszman (18.9.2025)
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