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Filmkritik
Schon allein daran, wie unterschiedlich Vater und Mutter der Stockentenfamilie Mallard ihren Kindern eine Geschichte erzählen, erkennt man die Fallhöhe ihrer konträren Erziehungsmethoden. Während Vater Mack, auf deutsch gesprochen von Elyas M’Barek, immer ein gruseliges Ende einbaut, verbunden mit Warnungen vor Unfällen oder gar Todesgefahren, achtet Mutter Pam (Nazan Eckes) stets auf ein Happy End mit angenehmen Ereignissen und zufriedenen Enten. Mack ist der eher ängstliche Typ, der seinen kleinen Teich im Nordosten der USA noch nie verlassen hat. Zu groß sind in seinen Augen die Gefahren dort draußen; man kann niemandem trauen. Pam hingegen steht auf Seiten ihrer neugierigen Kinder, dem Teenager Dax und dem Küken Gwen, und wäre einem Abenteuer nicht abgeneigt.
Als eine Familie von Zugvogelenten auf ihrem Teich zwischenlandet, um auf dem Weg nach Jamaika eine Pause einzulegen, steht Pams Entschluss fest: Auch Familie Mallard soll nach Süden fliegen, ins farbenfrohe, lebensfreudige Paradies. Sie überredet ihren Mann, der komische Onkel Dan darf auch mit, und schon geht es los. Doch bereits die erste Station bei einem verschrobenen Reiher-Paar gerät zu einem Horrortrip, der unter Umständen vielleicht sogar in der Bratpfanne enden könnte.
Auf in die Welt
„Migration“ heißt der neue Animationsfilm aus dem Hause Illumination im englischen Original. Das weckt Anklänge an Flüchtlingsströme und Asylsuche. Doch mit derart brisanten, hochaktuellen Themen wollten die Macher ihren Film nicht überlasten. Das saloppe „Raus aus dem Teich“ deutet sehr viel lakonischer an, worum es gehen soll: um den Mut, neue Erfahrungen zu machen, um die Neugier, andere Welten und fremde Wesen kennenzulernen, und um die Lust und Energie, die Anstrengung einer Reise auf sich zu nehmen.
Natürlich ist es einfacher und sicherer, zuhause zu bleiben. Doch sehr viel spannender ist es, seinen Horizont zu erweitern, neue Freundschaften zu schließen und seinen Träumen nachzujagen. Man muss es nur wirklich wollen und seine Ängste überwinden. Diese Botschaft kommt allerdings ein wenig schlicht daher; Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit, Reisen und Tourismus werden in „Raus aus dem Teich“ als Themen nur unterschwellig angetippt.
Die Regisseure Benjamin Renner und Guylo Homsy sowie Drehbuchautor Mike White hatten eher einen farbenfrohen, turbulenten Abenteuerfilm im Sinn, der zuallererst unterhalten soll. Ganz egal, ob das langweilige Zuhause der Entenfamilie in rot-gelben Farben leuchtet, die düstere Absteige des Reiher-Paares als Spukhotel erscheint oder der Flug durch ein Wolkenfeld zur Schneeballschlacht umfunktioniert wird: „Raus aus dem Teich“ überzeugt durch seine detailfreudige, abwechslungsreiche und überaus perfekte Animation. Besonders die Jagd durch die Straßenschluchten von New York ist rasant und aufregend. Hier lauert hinter jeder Straßenecke und hinter jedem Mauervorsprung eine Überraschung, vom irritierenden Autoverkehr ganz zu schweigen.
Gebratene Ente auf Orange
Wundern muss man sich allerdings über den messerwetzenden Starkoch eines Nobelrestaurants, dessen Spezialität „Gebratene Ente auf Orange“ ist. Mit weißem Zopf, sechseckiger Brille und zahlreichen Tätowierungen sorgt er als grotesker Superschurke für Angst und Schrecken. Er fährt mit einem riesigen Lastwagen bei einer Entenfarm vor und verfolgt die flüchtende Familie Mallard mit einem Armeehubschrauber – ein fast schon lächerlicher Overkill. Darüber schleicht sich ein falscher Ton in den Film, der „Raus aus dem Teich“ viel von seiner Leichtigkeit und Unbeschwertheit nimmt.