






- Veröffentlichung09.10.2025
- RegieJoachim Rønning
- ProduktionVereinigte Staaten (2025)
- Dauer119 Minuten
- GenreAbenteuerScience FictionAction
- AltersfreigabeFSK 12
- TMDb Rating6/10 (276) Stimmen
Cast
Vorstellungen










Filmkritik
In der Zukunft wird die Welt nicht digitalisiert, sondern das Digitale verweltlicht. Mit Hilfe der 3D-Laserdrucker der Firmen Encom und Dillinger können sich jene Daten, die beide Megaunternehmen im „Grid“ genannten Cyberspace speichern, in der realen Welt manifestieren. All das, was Menschen sich digital zusammenreimen, lässt sich als physische Objekte in die Welt setzen.
29 Minuten reale Existenz
Die Ziele der beiden konkurrierenden Unternehmen könnten aber nicht unterschiedlicher sein. Bei Encom möchte man die Welt ernähren, befrieden und für die Zukunft erhalten. Das Testobjekt der Encom-Chefin Eve Kim (Greta Lee) ist ein Orangenbaum. Das Unternehmen von Julian Dillinger (Evan Peters) hingegen orientiert sich am Profit und investiert folgerichtig in Rüstung. Bei der Präsentation für potenzielle Investoren setzt man bei Dillinger einen futuristischen Panzer in die Welt sowie den Soldaten, der ihn steuern soll. Der Kämpfer ist eine Sicherheits-KI namens Ares. Sie steckt im Körper von Jared Leto und besitzt nicht nur eine außergewöhnliche Lernfähigkeit, sondern auch das bisher für eine Maschine beispiellose Bewusstsein.
Was Ares und alle anderen in die Welt überführten Digitalisate aber noch nicht kennen, ist eine lange Lebensdauer. Alles, was aus der digitalen Sphäre in die reale Welt überführt wird, ist bislang durch eine magische Grenze von 29 Minuten streng limitiert. So fällt auch Ares, nachdem er den Investoren Köpfchen und Kampfgeist bewiesen hat, unter Schreien zu einem Polyeder-Haufen zusammen – um kurz darauf, immer noch einen Schrei ausstoßend, im „Grid“ zu erwachen.
Für Dillinger ist das kein Problem. Ares und sein Schwesterprogramm Athena (Jodie Turner-Smith) sind austauschbar und werden zum Missfallen ihrer Mutter Elizabeth (Gillian Anderson) freimütig auf beide Welten losgelassen. In reizvollen Actionsequenzen infiltrieren die retrofuturistischen, in Schwarz-Rot leuchtenden Programme aus dem Hause Dillinger die von den hellblau strahlenden Programmen verteidigten Netzwerke von Encom. Die Waffen, die Rüstungen und das Grid selbst sind aufpolierte Versionen aus den beiden vorhergehenden Filmen „Tron“ (1981) und „Tron: Legacy“ (2010).
Baden im Datenstrom
Doch spätestens dann, wenn Ares zu den Beats des Nine-Inch-Nails-Soundtracks im Datenstrom badet, ist klar, dass die Prämisse des dritten Tron-Films von der Essenz der Filmreihe eher wegführt. Denn der eigentliche Platz für Tron ist der High-Speed-Datenhighway des Grid. Die dazugehörigen Szenen, besonders die Verfolgungsjagden, die der Soundtrack wie die Trommel den Parademarsch begleitet, sind die besten des Films.
Die meisten Entscheidungen hingegen, die der dritte Tron-Film trifft, führen ihn in die Gegenrichtung. Im besten Fall sehen die Metropolen der echten Welt ebenfalls wie das von roten Linien zerschnittene Daten-Netzwerke des Grid aus; meist aber haben sie wenig mehr zu bieten als nostalgische Zeitungsausschnitte und den 1980er- Jahre-Retro-Krempel, den die Figuren der vergangenen Teile zurückgelassen haben.
Der Glaube an das Gute
Ares möchte als allzu fühlende KI dennoch den Schritt in die echte Welt wagen. Dazu braucht es aber die Permanenz-Formel, über die der im digitalen Nirwana verschollene Programmierer Kevin Flynn (Jeff Bridges) verfügt. Sie ist der Schlüssel, um die 29-minütige Lebenszeitgrenze zu durchbrechen. Damit das weiter im Sinne von Mensch und Maschine bleibt, tut sich Ares mit der guten Milliardärin Eve zusammen. Die glaubt an das Gute in der Maschine und ebnet Ares und dem Rest der Technik den Weg ins Leben.
Ihre funktional utopische Sicht der Dinge schüttet dabei sämtliche diskursiven Grauzonen zu, die dem Film gut angestanden hätten. Die Zukunft bleibt dadurch so übersichtlich wie anspruchslos: Technik ist eine gute Sache, solange die gute Milliardärin und nicht der böse Milliardär ihr den Weg weist. An der Seite von Eve fühlt sich der als Sicherheitsprogramm geborene Übermensch Ares schnell wohl. Ein bisschen Nachhilfe in Redensarten hat er zwar noch nötig, funktioniert aber ansonsten als volltauglich empathischer Maschinenmensch. Das erinnert immer wieder an James Camerons „Terminator 2“. Allerdings besitzt „Tron: Ares“ für die dort sichtbaren Unwegsamkeiten, die Mensch-Maschinen-Divergenzen oder eine am Horizont lauernde Dystopie keine Zeit.
Audi quattro & Arcade-Automaten
Zur Menschwerdung braucht es wenig mehr als ein Frankenstein-Zitat und eine nicht in Worte zu fassende Begeisterung für die Musik von Depeche Mode.
Fühlen nennt sich das, wie Ares vom erneut als Guru im eigenen 1980er-Digital-Miniversum auftretenden Jeff Bridges erfährt. Als Vision hat „Tron:Ares“ deshalb nicht viel mehr zu bieten als die Reste dieses Miniversums: Synth-Pop, Audi quattro und Arcade-Automaten.





