Cast
Vorstellungen
Filmkritik
Der Enthüllungsjournalist Eddie Brock (Tom Hardy) und der außerirdische Symbiont Venom, der in seinem Körper wohnt, sind ein untrennbares Duo. Allein ist das in den frühen 1980er-Jahren als Gegenspieler von Spider-Man geschaffene Alien aus dem Hause Marvel nur ein flüssig filigranes Etwas, das durch die Luft schwebt. Erst mit dem gutmütig-bodenständigen Eddie als Wirt kann Venom sich in gefährlichen Ausnahmesituationen in voller Pracht präsentieren: als schwarzes, zweibeiniges Rieseninsekt mit messerscharfen Zähnen, schier endloser Zunge und ungemeiner Schlagkraft.
In den ersten beiden Filmen „Venom“ und „Venom: Let There Be Carnage“ musste das Duo nicht nur Bösewichte bezwingen, sondern auch lernen, sich miteinander zu arrangieren. Während Venom seinen Wirt für ein Weichei hielt und mit grollender Stimme ständig ungefragt Ratschläge gab, verunglimpfte der konfliktscheue Journalist seinen Partner als „Parasit“ oder versuchte ihn davon abzubringen, wieder jemandem den Kopf abzubeißen. Wenn es brenzlig wurde, war Eddie dann doch froh, dass er dank Venoms Superkräften kurz zu jenem Alpha-Mann wurde, zu dem der Symbiont ihn gerne machen würde. Kurzweilig und charmant waren die ersten beiden Filme nicht wegen ihrer austauschbaren Actionszenen oder mitunter etwas unglücklichen CGI-Effekte, sondern als schwungvolles, mit reichlich Körperkomik und knackigen One-Linern angereichertes Buddy-Movie.
Gefräßige Aliens jagen einen Kodex
In „Venom: The Last Dance“ ist die Beziehung der beiden nun noch aus einem weiteren Grund symbiotisch. Im Inneren der beiden schlummert nämlich ein Kodex, auf den es der böse Knull (Andy Serkis) abgesehen hat. Der auf einen einsamen Planeten verbannte Superschurke benötigt ihn, um sich aus seinem Gefängnis zu befreien. Dafür schickt er eine Horde gefräßiger Aliens auf die Fersen des Duos, wobei der Kodex für die zähnefletschenden Monster als Ortungsgerät dient.
Regie-Debütantin Kelly Marcel, die an den beiden Vorgängern als Co-Autorin beteiligt war, schickt ihre beiden Helden erstmal nach Mexiko und lässt sie anschließend in die Wüste Nevadas fliehen. Dass der dritte Teil der Filmreihe San Francisco hinter sich lässt, ist durchaus bezeichnend für die Ausrichtung des Films. Zwar lebt auch „The Last Dance“ noch von der Dynamik des ungleichen Gespanns, ihre Beziehung ist jedoch mittlerweile routinierter und eingespielter. Kein Wunder also, dass die beiden einen Tapetenwechsel brauchen.
Die Frischzellenkur, an der sich der Film versucht, gipfelt jedoch häufig in einer reinen Überbietungslogik. Dabei war das Geheimnis der beiden Vorgänger gerade ihr bescheidener Rahmen: die simple Story, das überschaubare Personal sowie die mittlerweile unüblich kompakte Laufzeit von 90 Minuten. Diesmal gibt es mehr Nebenfiguren und Erzählstränge, spektakulärere Schauplätze wie das Spieler-Paradies Las Vegas und statt einer persönlichen Rechnung, die beglichen werden muss, eine das ganze Universum betreffende Bedrohung.
Die zerstreute Erzählung setzt sich durch
Zwar beginnt „The Last Dance“ noch mit einem Witz über Multiversen, aber das zerstreute, nach allen Seiten offene Erzählen, das so typisch ist für das Multiversums-Motiv, setzt sich hier letztlich auch durch. So taucht etwa der aus den „Venom“-Comics bekannte Sergeant Rex Strickland (Chiwetel Ejiofor) auf oder die dem Alien wohlgesinnte Wissenschaftlerin Dr. Payne (Juno Temple), die sogar eine spektakuläre Backstory bekommt. Für die Handlung des Films spielen sie allerdings beide keine wesentliche Rolle.
Immerhin hat sich der Film seinen Humor weitgehend bewahrt. Reibungen zwischen Eddie und Venom gibt es nach wie vor, auch wenn es diesmal stärker um ihre emotionale Verbundenheit geht. Auf Michelle Williams als Eddies Ex-Freundin muss man zwar verzichten, dafür stößt das Duo auf eine von Martin Moon (Rhys Ifans) angeführte Hippie-Familie, die sich im berüchtigten militärischen Sperrgebiert Area 51 auf Alien-Suche begibt. Zumindest für eine Weile erweist sich diese Zweckgemeinschaft als komödiantisch ergiebig. Aus der anfänglichen Ablehnung wird eine mit David Bowies „Space Oddity“ besiegelte Freundschaft, doch die nächsten spektakulären Verstrickungen lassen nicht lange auf sich warten. Dass Tom Hardy diesmal ein bisschen abgekämpft wirkt, hat vielleicht auch mit dem Wust an Handlung zu tun, in den er hier reingezogen wird.